Stefanie Heinzmann | Biografie

Bio 2012

Wann ist der richtige Moment, ein Album nach sich selbst zu benennen?
Punkrockbands bringen es meistens schon mit der ersten Veröffentlichung hinter sich, die Beatles hingegen haben bis fast ganz zum Schluss gewartet. Warum?
Wenn man ein Album nach sich selbst benennt, dann nicht, weil man um einen Titel verlegen ist− ganz im Gegenteil! Man tut es, weil man sich wohl in seiner Haut fühlt, weil man irgendwo angekommen ist, spirituell oder emotional. Weil man gelernt hat, auf sich selbst zu vertrauen. Und weil man etwas zu sagen hat.
Stefanie Heinzmann ist erst 22, aber trotzdem trifft das alles auf sie zu. Seit sie vor vier Jahren zur Siegerin in Stefan Raabs Castingshow gekürt wurde, „läuft sie auf einem anderen Teppich“, bei ihren Fans erst recht. Stefanie Heinzmann gewann Goldene Schallplatten, Echos sowie Cometen und wurde sogar zur „Brillenträgerin des Jahres“ ernannt. Ihre beiden Alben erreichten mühelos die Top-Regionen der Charts und auf ihren Tourneen jubelten ihr Hunderttausende zu, die sich sicher waren: Hier ist endlich mal eine Newcomerin mit Substanz.
Zwischenzeitlich wurde der Erfolg durch ernste gesundheitliche Probleme getrübt. Stefanie musste sich einer Bandscheiben- und einer Stimmbandoperation unterziehen, zuletzt waren die 90 Minuten, die sie auf der Bühne absolvierte, der einzige schmerzfreie Abschnitt ihres Tages. Doch es hatte auch sein Gutes: „Zum ersten Mal hatten wir richtig viel Zeit für eine neue Platte“, scherzt sie heute. Das wiedererlangte Wohlbefinden tat der Sängerin gleich auf mehreren Ebenen gut. Sobald sie wieder im Studio war, wichen die schwierigen Stunden der Vergangenheit einem Gefühl neu entdeckter Freiheit und Leichtigkeit, das sich auch auf dem fertigen Album vermittelt. Sein Ursprung mag noch in der trüben Phase gelegen haben, aber letztendlich ist „Stefanie Heinzmann“ eine ausgesprochen positive und sonnendurchflutete Platte geworden. Eine Platte, die nach weitem Himmel klingt, nach geöffneten Türen und dem Leben spendenden Glück, das eine vollständige Genesung mit sich bringt.
Ich bin ein Lebemensch, ich finde es voll geil, einfach zu leben“, sagt Stefanie− und ihr Enthusiasmus steckt an. Die junge Sängerin ist in ihrem Selbstbewusstsein gewachsen, und ihre Songs strahlen eine neue Souveränität aus, die nach Gelassenheit und Reife klingt. Vielleicht sogar ein Stück weit nach Erwachsenwerden, auch wenn sich Stefanie Heinzmann mit diesem Begriff schwer tut. „Gleichzeitig finde ich schon, dass ich persönlich gewachsen bin“, sagt sie. „Ich bin besser darin geworden zu sagen, was ich denke. Ich habe gelernt, mehr auf mich selbst zu hören. Ich weiß, wer ich bin, und ich weiß auch, wie das klingen soll.“
In der Tat ist das neue Album in vielerlei Hinsicht eine musikalische Wiedergeburt geworden, die Stefanie unabhängiger als jemals zuvor zeigt. Zum ersten Mal beteiligte sie sich direkt am Songwriting, zum ersten Mal spielte ihre Liveband – „meine Familie“- Stücke im Studio ein, zum ersten Mal schritt die Sängerin wirklich die gesamten Grenzen ihrer fantastischen Stimme ab, deren Reichweite seit der Operation wieder komplett hergestellt wurde. Mehr noch: „Ich habe mich musikalisch weiterentwickelt, vor allem was meine Stimme angeht. Meine Stimme ist in mir drin, sie ist mein Instrument, und ich habe total verschiedene Seiten an mir entdeckt.“ Und mit ihnen die Fähigkeit, sie publikumswirksam zu präsentieren. Die Selbstverständlichkeit, mit der Stefanie sich in den unterschiedlichsten Genres zuhause fühlt, wird auch auf diesem Album dargeboten. „Ich brauche die Abwechslung“, sagt die Sängerin. „Mir ist es nicht genug nur einen Stil zu singen. Für mich ist es total wichtig, so viele Facetten zu haben, und ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Jungs diesmal mitkomponiert und die Songs auch selber eingespielt haben.“
Die Spannweite der neuen Songs ist dabei größer als je zuvor: Die erste Single „Diggin‘ in the Dirt“ überrascht mit infektuösem Rhythmus und unverschämtem Ohrwurm-Appeal, während „Everyone’s Lonely“ gefühlvolle Nuancen zwischen den Zeilen einer eleganten Ballade findet. Dieser Song stammt im Übrigens von keinem Geringeren als Jamie Cullum, der mehr als begeistert davon ist, was Stefanie daraus gemacht hat. Er sagt: “Stefanie has truly made the song her own – I love it”
 „This Old Heart of Mine“ schaut kurz bei Motown vorbei, „Coming Up For Air“ flirtet nacheinander mit luxuriösen Streichern und beschwingten Up-Tempo-Schnörkeln, und „Show Me the Way“ zelebriert lupenreinen Pop in zeitlosem Gewand. Und damit wäre noch immer nichts gesagt über „Fire“, den atemberaubenden Opener des Albums, der Stefanie Heinzmanns ganzes Können in vier intensive Minuten packt.
Als wir im Mai den Song „Diggin‘ in the Dirt“ hatten, wussten wir, wo das Album hingehen wird“, erklärt sie. „Der Song spiegelt nicht die ganze LP wieder, aber er sorgte dafür, dass ich eine innere Ruhe bekam. Das Rad begann zu rollen.“ In den Texten finden sich womöglich noch Schatten von Stefanies Leidenszeit, die Melodien lassen jedoch bereits keinen Zweifel mehr daran, dass es jetzt damit vorbei ist. Oder wie es in „Not at all“ heißt: „I’m up on the edge but I won’t fall“.
So unterschiedlich die dreizehn Songs auf Stefanie Heinzmann auch sind, so unverkennbar gehören sie doch zu ihrer Interpretin. Alles auf dem Album ist echt, so wie auch Stefanie trotz ihrer sagenhaften Karriere im Grunde das Mädchen aus dem Wallis geblieben ist: authentisch, natürlich und nahbar. Das muss auch so sein, denn nur wenn man sich selbst treu bleibt, kann man Songs so singen, dass sie wirklich berühren.
Im Showbusiness werden Masken schnell unbequem, unverkrampfte Gradlinigkeit wird dagegen niemals alt, erst recht nicht, wenn sie so charmant präsentiert wird. Deswegen ist „Stefanie Heinzmann“ auch kein Privatvergnügen geworden, sondern ein Album, das die Hand ausstreckt und sich mitteilen möchte. Ein lebendiges Album für ein lebendiges Publikum, ein Album, das die Gegenwart feiert und die Konzert-Erfahrung schon vorwegnimmt. „Wenn ich auf der Bühne stehe, lade ich alle in mein Wohnzimmer ein“, sagt Stefanie Heinzmann. Die Vorstellung, ihre neuen Songs – „Songs, an denen man selbst mitgearbeitet hat“ – demnächst live präsentieren zu können, sorgte schon im Studio für Euphorie. „Wenn ich einen neuen Song zu hören kriege, dann denke ich direkt daran, wie er live auf der Bühne klingen könnte“, sagt die Sängerin. So groß wie jetzt war die Vorfreude noch nie, die Auswahl übrigens auch noch nicht. „Ich freue mich mega auf „Fire“, das ist im Moment der größte Song der Welt für mich. „Not at all“ finde ich unfassbar schön, da habe ich beim Hören erst gestern heulen müssen. Auf“ Diggin‘ in the Dirt“ freue ich mich aber genauso, und natürlich auf „Numb the Pleasure“, für das ich meinen ersten eigenen Text geschrieben habe. Wenn die Band da mit dem großen Besteck drangeht, ist das ein Riesensong.“
Den richtigen Moment, ein Album nach sich selbst zu benennen, muss man also ganz alleine finden. Er macht sich bemerkbar, wenn man das, was man am liebsten macht, in der Stimmung tut, in der man sich am besten fühlt. Wenn man professionell mit der Tatsache umgeht, dass man beim Musikmachen nie wirklich ein Profi sein kann, sondern immer nur ein Sänger, der jedem neuen Song mit derselben Ehrfurcht und Begeisterung begegnet wie beim ersten Mal. Und der ihn dann trotzdem so singt, als wäre er schon immer ein Teil seiner selbst gewesen. So wie Stefanie Heinzmann es tut.
Danke, dass du so bist, wie du bist“, sagen ihre Fans immer wieder zu ihr.
So viel Stefanie Heinzmann hat es noch nie auf einem Album gegeben“, sagt sie selbst.
Weitere Informationen finden Sie unter www.stefanieheinzmann.de oder www.journalistenlounge.de
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