Er singt wie
Roy Orbison. Seine Band fusioniert Country mit Rock and Roll, Tex-Mex und Pop. Beim kubanisch-amerikanischen Sänger
Raul Malo und seiner Band
The Mavericks denkt man gleichzeitig an
Dean Martin,
Johnny Cash, die
Kumbia Kings und
Wilco.
Sie sind die Lieblinge des Feuilletons, treten in der Londoner Royal Albert Hall auf und stehen bei Leuten über vierzig im Plattenregal neben
Lucinda Williams und
Ryan Adams. Die Mavericks haben sich mit ihrer tanzbaren Spielart des Alternative-Countrys verewigt. Ihre Hits, wie “All You Ever Do Is Bring Me Down”, “Here Comes The Rain” und “Dance The Night Away” laufen immer noch regelmäßig im Radio.
Aufgeregt, naiv und dreist erschienen Malo und Co. zum Ende der 1980er in der Post-Punk-Szene Miamis. Sie traten gemeinsam mit Metal-Newcomern wie
Marilyn Manson auf. 1991 fuhren sie von Miami 1500 Kilometer nach Nordwesten, um in Nashville einen Showcase-Auftritt zu geben, zu dem sämtliche Artist & Repertoire-Manager der Music City hinströmten – ein nach ihnen benanntes, beim Indielabel Cross Three erschienenes Album hatte sie über Florida hinaus zum Geheimtipp gemacht. Danach unterschrieben die Mavericks beim Label MCA. Der erste Achtungserfolg war ihr Cover des Hank Williams-Songs “Hey Good Lookin´”, der die Top−100 erreichte und auf ihrem Debütalbum bei MCA: “From Hell To Paradise” erschien.
Der Durchbruch kam 1994 mit dem Album “What A Crying Shame”, das in die Top−10 der US-amerikanischen und kanadischen Charts einzog. Eingespielt in Nashville, brachte es das Raue, Ungeschliffene in den Mavericks hervor. “Music For All Occasions” verkaufte Gold und Platin in Amerika. Für den Albumsong “Here Comes The Rain” gewann die Band 1996 einen Grammy in der Kategorie Best Country Performance By A Duo Or Group. Gefolgt von “Trampoline”, das auch die Top−10 der britischen Albumcharts erreichte.
Dann wurde es stiller um sie.
Raúl Francisco Martínez-Malo Jr. begann eine Solo-Karriere. Der stämmige Mann aus Miami wurde zum neuen Inbegriff des Lonely-Crooners, weiter in den Fußstapfen
Roy Orbisons, mit dieser Mischung aus Einsamkeit, Verlangen und Lebenshunger in der Stimme, mit diesem “erhabenen Bariton, so erdig und dann quasi opernhaft”, schrieb 2014 die Tampa Bay Times über Malo.
Die musikalischen Superhelden namens Mavericks hatten 2012 mit ihrem sechsten Album “In Time” – dem ersten nach zehn Jahren – ein Comeback. Gut zwanzig Jahre nach ihrem Debüt zogen Malo plus Keyboarder
Jerry Dale McFadden, Schlagzeuger
Paul Deakin, Multi-Instrumentalist
Robert Reynolds, verstärkt vom Gitarristen
Eddie Perez (
Dwight Yoakam,
Miranda Lambert,
George Strait,
Lee Ann Womack) wieder in die Top−10 der Countrycharts, applaudiert von der Presse: “The Mavericks klingen erfrischt, ausgeruht und besser als je zuvor”, urteilte das Q-Magazine. Nur die beste Popmusik sei so “griffig und mitreißend” wie der Sound der Mavericks, befand die Los Angeles Times: gerade noch rechtzeitig seien sie zurückgekommen.
The Mavericks sind nie eine konventionelle Band gewesen und sie werden es nie sein. Malo meint, mit ihrer Genre-Offenheit hätten sie es heute leichter in der amerikanischen Musiklandschaft als vor 25 Jahren. “Damals waren wir unserer Zeit voraus”, resümiert der 49-Jährige. “Wir nannten uns eine Country-Band, um in Nashville einen Deal zu bekommen, und dann machten wir, worauf wir zum Teufel einfach Lust hatten.”
Ihr jüngstes Lebenszeichen war eine Film-Noir-Version des
Mötley-Crüe-Songs “Dr Feelgood” auf dem 2014 erschienenen Album “Nashville Outlaws – A Tribute To Mötley Crüe”. Sie zeigt die Unbändigkeit Malos. Wer weiß wann sich
David Lee Roth bei ihm meldet?