„Wir gehen musikalisch nie auf Nummer sicher. Wir experimentieren. Wir spielen. Es gibt keine Formel.” Klare Worte, klare Sache: „The National Bank” ist eine fünfköpfige norwegische Supergroup, ein hochkarätiges Nebenprojekt, das gleich mit seinem Debütalbum zur norwegischen „Band des Jahres“ wurde, den Grammy-gleichen „Spelemannsprisen“ für das „Popalbum des Jahres“ und außerdem Platin kassierte. Vor vier Jahren aus einer Auftragsarbeit für die „Festspillene i Vestfold“ entstanden, vereint dieser klangvolle Nationalschatz den charismatischen, besonders auch in Deutschland erfolgreichen Sänger Thomas Dybdahl, die Brüder Martin und Lars Horntveth von „Jaga Jazzist“ an Gitarre und Schlagzeug, dazu den Bassisten Nikolai Eilertsen von der Rockband „Big Bang“ und den Keyboarder Morten Qvenild, u.a. von ”The Shining”. Selig-schöne Songstrukturen zwischen modernistischem Folk Rock und elegantem Singer-Songwriter-Soul, elektronische Klangvielfalt und die improvisationsfreudige Lässigkeit des Jazz werden hier mit den von Raukehlchen Dybdahl gesungenen (englischen) Texten von Martin Hagfors (HGH, Home Groan) zu poetischem Pop. Die universellen Themen sind sentimentale Sehnsüchte, außergewöhnliche Alltäglichkeiten und andere musikalische Herzensangelegenheiten – eindringlich und eingängig zu Musik gemacht. Nach Norwegen und Frankreich kommen jetzt – endlich – auch die deutschen Musikfreunde in den Genuss dieses zeitlosen Meisterwerkes.
Dabei fing alles ganz harmlos an. Die Brüder Martin und Lars Horntveth, sozusagen die familiäre Basis der international erfolgreichen “Jaga Jazzist”, bekamen 2003 die schlichte Anfrage der „Festspillene i Vestfold“, „vokal basierende Musik“ zu schreiben. Sie baten ihre alten Freunde Nikolai und Morten hinzu und gemeinsam ging das instrumentale Quartett Thomas Dybdahl an, auf den sie sich schnell als „eine der besten Stimmen Norwegens“ einigten. Das Songmaterial entstand während Lars und Martin mit „Jaga Jazzist“ in Europa unterwegs waren. „In einer Stadt hatten wir die erste Idee“, meint Lars. „Die Strophe kam dann in der nächsten und in der dritten war der Song fertig.“ Schließlich baten sie den Alternative-, Country und Folk Rock-Meister Martin Hagfors, die Texte zu ihren Liedern zu verfassen. Das Konzept war, offene und „monumentale“ Musik zu komponieren, die zu großen Bühnen passen und sich besonders gut live in einer elektronischen Welt umsetzen lassen würde. Schon bei der ersten Probe wurde deutlich, dass die nagelneue Fünferbande so gut zusammen passt, dass man eher wie ein gut eingespieltes Team als wie eine frisch zusammengestellte Combo musizierte. Die enthusiastischen Reaktionen auf die ursprünglich geplanten zwei Festivalkonzerte, veranlassten „The National Bank“ nicht nur, weiterzumachen, sondern vor allem, ein Album aufzunehmen. Gemeinsam mit dem Produzenten Jørgen Træen (Sondre Lerche, Kaizers Orchestra, Magnet, Jaga Jazzist u.a.) machten sie sich im Duper Studio in Bergen an die Aufnahmen. Wie gut die viel beschworene „Chemie“ zwischen den Musikern war, belegt allein die Tatsache, dass alle neun Stücke des Albums „first takes“ sind. An sich schon ungewöhnlich, für ein Popalbum dieser Qualität allerdings nahezu unerhört. Weil sich alle fünf von „The National Bank“ einig waren, dass es bei diesem Projekt vor allem um die Musik und deren Live-Umsetzung geht, schickten sie die ersten Demos anonym an verschiedene Plattenfirmen und das Øya-Festival. Natürlich erkannte nahezu jeder Thomas Dybdahls markante Stimme, aber hatte der nicht gerade erst ein eigenes, deutlich singer-songwriteriges Album veröffentlicht? Egal, jeder wollte „The National Bank“ und Universal bekam schließlich den Zuschlag.
Die Single „Tolerate“ räumte im Vorfeld so gut ab, dass der Auftritt beim Øya-Festival ein gigantischer Erfolg bei Publikum und Kritik wurde. Das zeitgleich erscheinende Album eroberte direkt in der Veröffentlichungswoche PLatz 1 der norwegischen Popcharts und blieb dort rekordverdächtige 25 Wochen. Die Kritiken überschlugen sich. Robert Hoftun Gjestad von Aftenposten nannte „Tolerate“ den “Song des Jahres”, und zwar genreunabhägig, er schrieb: „Eingängiger und melodischer Pop. Eine gewissermaßen dezentere Version von Jaga Jazzist, gewürzt mit einem leckeren Sound, der an David Sylvian und die „Japan“ der 80er erinnert.“ Sein Kollege Stein Østbø vom VG meinte sogar, die Band hätte einen neuen Standard für Popmusik etabliert. “Lars’ und Martins’ spielerische Experimentierfreudigkeit durchdringt das Album. Es gibt wunderbare Melodien die fast alles übertreffen, was es sonst momentan an norwegischer Popmusik gibt. Das ist sicher zum großen Teil auch Thomas’ Verdienst, der alles mit der notwendigen Wärme und Persönlichkeit, die er den Songs verleiht, am Boden hält. Es ist eines der seltenen Alben, die dem Zuhörer wirklich etwas abverlangen. Mehr davon!“
Trotz des phänomenalen Erfolgs und der großen Nachfrage haben „The National Bank“ bisher nur knapp dreißig Konzerte gegeben. Grund dafür sind die Solokarrieren der fünf Bandmitglieder und der Wunsch, „The National Bank“ weiterhin als aufregendes, aber auch „außerordentliches“ Nebenprojekt zu betreiben – man sieht sich zwar selten, aber dann geht es immer nur um die gemeinsame Musik. Bandstreitereien und nervtötender Touralltag weichen so Wiedersehensfreude und musikalischer Kameradschaft. „Für mich ist es außerdem eine Herausforderung, einige Dinge zu tun und zu singen, auf die ich allein nie gekommen wäre“, meint Thomas Dybdahl. „Der Gedanke, meine Energie hauptsächlich auf das Singen und die Stimme zu konzentrieren, hat mich von Anfang an an „The National Bank“ gereizt. Sänger einer Band mit so fantastischen Musikern zu sein, verlangt, dass man immer an seine Grenzen geht – und weiter.“
Im Oktober 2007 gehen „The National Bank“ erneut auf Tour, diesmal mit Terminen in Dänemark, Frankreich sowie einem Showcase in Deutschland. Dabei werden sie nicht nur das Material des ersten Album spielen, sondern auch ein paar neue Songs – ein Vorgeschmack auf ihr zweites Album, das auch in Deutschland gleich im Herbst 2008 erscheinen soll. Natürlich wird auch der Song „Let Go“ dabei sein, der im norwegischen Radio seit kurzem für Furore sorgt, auch weil er eine entscheidende Rolle in „Varg Veum – Bitre Blomster“, dem neuen Film des „Izzat“-Regisseurs Ulrik Imtiaz Rolfsen spielt. ”Weil das erste Album so ein enormer Erfolg war, ist es natürlich umso aufregender, einen Nachfolger zu produzieren”, gesteht Lars. ”Wir probieren vieles aus und spielen sehr viel miteinander. Und nach wie vor gibt es keine Erfolgsformel. Wenn wir in eine Richtung gehen, dann nur auf Umwegen. Ein ”sicheres” Album können wir gar nicht machen.” Ein Teil der Songtexte kommt auch auf Album Nummer zwei wieder von Martin Hagfors, aber auch die fünf Bandmitglieder haben diesmal eigene Songs und Texte beigesteuert. ”Wir werden langsam zu einer richtigen Band”, gestehen ”The National Bank”. ”Trotzdem denken wir nicht weiter als bis zum nächsten Album. Es geht hier nicht um eine Karriere, sondern um den Spaß an der Musik. Wir machen das hier nur, weil wir es wollen.”