Soshy verkörpert die Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Kontinenten, Kulturen und klanglichen Inspirationsquellen wie kaum eine andere Musikerin. Die viel beschäftige Sängerin und Songwriterin, deren Künstlernamen man übrigens ausspricht, als sei sie äußerst schüchtern („So-Shy“), versteht ihre Musik als unmittelbaren Ausdruck von Energie; ihr geht es um Begegnungen mit Menschen, darum, neue Wege zu gehen und sich ganz bewusst keinerlei Konventionen anzupassen. Ähnlich wie bei Prince, Amy oder Nikka Costa, ist für Soshy keine Genreschublade groß genug. Sucht man dennoch nach Begrifflichkeiten oder zumindest einer ungefähren Richtung, muss man ihren Sound wohl als Soul-Pop mit einem unwiderstehlichen Reggae-Einschlag bezeichnen. Während sie schon als kleines Mädchen mit Einflüssen aus allen erdenklichen Stilrichtungen konfrontiert wurde, widmete sie sich voll und ganz der Musik, nachdem sie mit ihrer Familie aus Frankreich in die USA übergesiedelt war.
„Schon als kleines Mädchen drehte sich mein ganzes Leben um die Musik: Ich war von morgens bis abends von Musikern umgeben, und schon damals waren Konzerte und ordentlich viel Lautstärke ganz normal für mich. Schon als Zweijährige nahmen mich meine Eltern auf Konzerte von den Rolling Stones, Joe Cocker, Bruce Springsteen oder Aretha Franklin mit. Außerdem machte mein Vater auch selbst Musik – er spielte Gitarre, sang und schrieb seine eigenen Songs“, berichtet sie. Das alles geschah übrigens in New York City, und es ist kaum überraschend, dass Soshy schon bald ihre ersten eigenen musikalischen Gehversuche mit der besagten Gitarre ihres Vaters unternahm: „Ich werde nie vergessen, wie ich mir als Achtjährige die Gitarre meines Vaters schnappte und es mir gelang, darauf eine Melodie zu spielen, die für einen ersten Versuch gar nicht mal so übel war – obwohl ich natürlich keine Ahnung hatte, wie man einen Akkord greift, was sich übrigens bis heute nicht großartig geändert hat. Eines Tages bat mich mein Vater dann, die Gitarre für einen Moment beiseite zu legen und einfach nur für ihn zu singen. Damit war eigentlich alles klar“, sagt die 27-Jährige.
Bevor sie für den Rest ihrer Kindheit wieder nach Frankreich zurückkehrte, zog Deborah Epstein, so Soshy bürgerlich, mit ihren Eltern zunächst noch weiter gen Westen: nach Los Angeles, wo sie auch heute wohnt und arbeitet. Zurück in Frankreich, lebte sie zwar vorwiegend in der französischen Sprache, schielte jedoch, was die Musik betrifft, stets in Richtung USA. Soshy verlebte insgesamt eine mehr oder weniger typische Teenagerzeit, während der sie immer mehr Künstler und Stilrichtungen für sich entdeckte: „Aretha Franklin, Run DMC, Cypress Hill und Aerosmith hörte ich am liebsten, aber auch auf alte Rhythm & Blues-Sachen und Funk ging ich schon damals voll ab. Stevie Wonder und Michael Jackson zählten zu meinen Helden, und Betty Davis war mein absolutes Idol; sie ist die größte Funk-Künstlerin des Jahrhunderts.“
Dank ihrer Konzerte wurden nach und nach immer mehr A&Rs auf Soshy aufmerksam, so dass sie schließlich im August 2008 einen Plattenvertrag mit Timbaland und dessen Label Mosley Music Group/Interscope unterzeichnete. Der Überproduzent aus Virginia ließ es sich natürlich nicht nehmen, neben Nelly Furtado auch Soshy für seine aktuelle Single „Morning After Dark“ als Vokalgast einzuspannen…
„Dieses Album handelt in erster Linie von meinen persönlichen Erfahrungen, meinen Gefühlen: Es dreht sich um die Liebe, das Leben, die Hoffnung, und es geht mir um die Suche nach Freiheit, um jenen Freiheitsdrang, den wir alle verspüren. Außerdem rede ich auch noch von Veränderung. Ich verarbeite persönliche Eindrücke, meine Gefühle, Erfahrungen und Lektionen, die ich in den letzten Jahren lernen musste, und dann spinne ich diese Themen weiter und gehe richtig nach vorne. Zugleich gibt es auf der LP aber auch softere Liebeslieder, schließlich ist die Kernidee meines Albums, das Leben der modernen Frau in seinen unterschiedlichen Facetten einzufangen, das heißt: da wäre z.B. das ‘Kind in der Frau’ oder auch die absolut zielstrebige Frau, deren größter Wunsch es ist, sämtliche Fäden in ihrem Leben in der Hand zu haben – was zusammen schon ziemlich gut beschreibt, wo ich als Frau momentan stehe. Ich muss gestehen, dass die Songs auch einen leichten Therapiefaktor haben – schließlich bin ich fest davon überzeugt, dass Musik emotionales Leid lindern kann –, insofern sind die Texte wohl zugleich an mich selbst und an meine Mitmenschen gerichtet.“ Ohne dabei auch nur ansatzweise ins Tragische abzudriften, klingt Soshys Debütalbum insgesamt so zuversichtlich und optimistisch wie sie selbst, das beweist schon ein Song wie „Over Again“, der einen perfekt in ihr Klanguniversum einführt. „Ich habe in den vergangenen Jahren wahnsinnig viel von anderen gelernt, und ich lerne nach wie vor von Leuten, die unglaublich talentiert und einfach nur musikverrückt sind. Jetzt bin ich mal an der Reihe, den Leuten mein persönliches Geheimrezept vorzustellen. Das ist das allergrößte Geschenk.“