Trace Adkins | Biografie

Biografie: Honky Tonk Badonkadonk

TRACE ADKINS
Honky Tonk Badonkadonk

Er hat eine der kraftvollsten und markantesten Stimmen in der Geschichte der Countrymusik. Nicht zuletzt sein donnernder Bariton hat Trace Adkins zum Star gemacht. “Als ich noch fünf Abende in der Woche in Bierkneipen sang, entwickelte ich wohl Stimmbänder aus Stahl”, erinnert sich der 44-jährige Südstaatler nicht ohne Amüsement an seine Karriereanfänge. “Diese Jahre in Clubs ohne gute Monitoranlage, in denen ich so laut wie nur irgend möglich singen musste, haben mir echt gut getan.”

Neben seinen dröhnenden Vokalkünsten, mit denen Trace Adkins wahrlich Wände zum Wackeln bringt, haben dem passionierten Stetsonträger vor allem sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, seine Glaubwürdigkeit und die derbe Malochermentalität zu dauerhafter Popularität verholfen. Die Erfolgsformel hat sich in der gesamten Laufbahn nie verändert: “Ich nehme nur Songs auf, an die ich glaube und die ich mit Überzeugung singen kann. So einfach ist das.” Seit zehn Jahren arbeitet Trace Adkins nun schon unermüdlich als Solokünstler, der Lohn für die Mühe fällt in jüngster Zeit immer üppiger aus: Zum Mitglied der altehrwürdigen Grand Ole Opry ernannt und in die Führungsetage der Country Music Association gewählt, ist Adkins auch gern gesehener Gast in Fernsehshows wie “King Of The Hill” und “Yes, Dear”; sein Album “Chrome” hat man vergoldet, das Album “Comin' On Strong” und die DVD “Video Hits” gar mit Platin legiert.

Mit “Honky Tonk Badonkadonk” steht nun der nächste Anwärter auf Edelmetall und vorderste Chartplatzierungen in den Startlöchern, eine Compilation, die die ansehnliche Hitausbeute seines bisherigen Soloschaffens versammelt. Gleich drei Stücke stammen vom Debütalbum “Dreamin' Out Loud”: Die erste Auskopplung “Every Light In The House”, eine wunderbare Ballade über verlorene Liebe, erreichte Position drei der Charts; die erotisch knisternde Folgesingle “I Left Something Turned On At Home” kam schon bis Rang zwei; “(This Ain’t) No Thinkin' Thing” schließlich schaffte es gar an die Spitze der Hitliste.

Geradezu autobiographisch darf man “I’m Tryin'” lesen. Dieser Midtempo-Track über die Bereitschaft zum Durchhalten, auch wenn es manchmal noch so schwer fällt, enthält die Lebensphilosophie des Sängers und erzählt “kind of the story of my life”, wie Tracy Darrell “Trace” Adkins einmal im Interview verriet. Ebenfalls autobiographisch ist “Songs About Me” vom gleichnamigen Album des Jahres 2005 zu verstehen. “Noch bevor ich die zweite Strophe davon hörte, wusste ich, dass ich den Song aufnehmen wollte. In der Situation war ich selbst viele Male, dass ich den Leuten erzählte, warum Countrymusik wichtig ist, und der Song gibt mir die Gelegenheit, mich für das Genre einzusetzen.” Der Zwei-Meter-Mann aus Louisiana räumt hier denn auch mit den Vorurteilen, die ihm als Countrymusiker mitunter begegnen, kräftig auf und bekennt sich in einer Textzeile selbstbewusst zu seiner Leidenschaft: “I sing for a living country music mixed with a little rock and a little blues”. Besser hätte man seinen rustikalen Musikstil nicht beschreiben können!

Auch in allen anderen Titeln offenbart der Amerikaner viel von sich selbst. So gibt er etwa im rockigen “Chrome” sein Faible für die Ästhetik chromblitzender Cabriolets und Trucks preis. Und auch seine Leidenschaft für weibliche Reize blitzt in ebenso pikanten wie unverhohlen direkten Songs immer wieder auf. “Hot Mama” beispielsweise handelt von einer verheirateten Frau, die auch als Mutter nichts von ihrer verführerischen Erotik verloren hat, selbst wenn ihr die hautengen Röhrenjeans nicht mehr passen. Und der Titelsong “Honky Tonk Badonkadonk” ist das lüsterne Porträt einer Clubtänzerin, die mit ihren sinnlichen Bewegungen die Männer reihenweise an den Rand des Wahnsinns treibt.

Trace Adkins bleibt derweil mit beiden Beinen fest auf dem Boden: Das mit Boogie-Beiklängen ausgestattete “Rough & Ready” erzählt von einem proletarischen Raubein und feiert in kernigen Worten die Arbeiterschicht. Ehrliche, ruppige Songs wie dieser sorgten schon zu Beginn seiner Sololaufbahn für ein prima Verhältnis zum Publikum. Bis zum heutigen Tage ist es eben jene Bodenständigkeit, die ihn den Fans so sympathisch macht. “Die wissen genau, wer ich bin, woher ich komme und worum es mir geht.” Daran gibt es für den Neo-Traditionalisten keinen Zweifel. “Ich bin keiner von den Typen, die mit sechzehn das Musikmachen angefangen und nie etwas anderes getan haben. Ich musste mir meine Brötchen jahrelang im Blaumann verdienen, bevor ich von der Musik leben konnte.”

In der Tat, der 1962 als Sohn eines Fabrikarbeiters und einer Lehrerin geborene Trace Adkins ist in eher bescheidenen Verhältnissen im Städtchen Springhill aufgewachsen. Nach Abschluss der Highschool in Sarepta und einem Studium an der Technischen Universität von Louisiana arbeitete er mehrere Jahre lang auf einer Ölbohrinsel. Doch schon damals galt seine Liebe der Musik. Der gab er Mitte der 80er Jahre als Mitglied der Formation Bayou Speak Easy zunächst nur am Feierabend nach. Auch als er 1992 nach Nashville zog und im Mekka der Countrymusik sein Glück als Solist suchte, musste er tagsüber noch als Bauarbeiter seinen Lebensunterhalt verdienen, während er Abend für Abend in einem Honky Tonk auftrat und auf seine Chance wartete. Die kam 1995, als ihn Scott Hendricks, seinerzeit Präsident von Capitol Nashville, bei einem seiner Konzerte entdeckte und mit ihm umgehend einen Plattenvertrag abschloss.

Capitol Nashville hatte zuvor schon Brooks & Dunn, Faith Hill und Alan Jackson groß rausgebracht und verhalf auch Trace Adkins schnell zum Starruhm. Seine Albumpremiere “Dreamin' Out Loud” aus dem Jahre 1996 warf gleich die drei bereits genannten Tophits ab und brachte ihm Auszeichnungen als “bester männlicher Newcomer” von Country Weekly und der Academy Of Country Music ein. “The Rest Of Mine” vom Nachfolgewerk “Big Time” stieg 1997 in die Top 5 ein, der Titelsong vom 1999er Album “More” erreichte die Top Ten. Das neue Jahrtausend begann erfolgreich mit “Chrome” und der Hitauskopplung “I’m Tryin'”, bevor dann 2003 “Comin' On Strong” und 2005 “Songs About Me” Adkins' Ruf als Star mit Bodenhaftung festigten. Starallüren sind ihm selbst nach einer zehnjährigen Fabelkarriere völlig fremd.

“Honky Tonk Badonkadonk” ist eine beeindruckende Zwischenbilanz einer Schaffensdekade, in der Trace Adkins mit einigen Topproduzenten seines Genres zusammengearbeitet hat. So findet man hier noch einmal einige Stücke, die in Teamwork mit Trey Bruce, Sohn von Country-Promi Ed Bruce, entstanden. Auch mehrere Kooperationen mit Dann Huff (Lonestar, Keith Urban, Kenny Rogers) sind mit von der Partie. “Er ist in jeder Hinsicht begabt”, schwärmt Trace von der Zusammenarbeit. “Es ist schon eine tolle Erfahrung, wenn der Produzent gleichzeitig der beste Musiker im Raum ist.”

Scott Hendricks hat der Countrykünstler wohl am meisten zu verdanken. Er war nicht nur sein wichtigster Förderer in der Frühzeit, sondern produzierte im Verlaufe der Jahre auch einige seiner größten Hits, die auf der vorliegenden Compilation allesamt zu hören sind. An die gemeinsamen Zeiten im Studio erinnert sich Trace Adkins voller Bewunderung für die Beharrlichkeit seines Mentors: “Scott kennt mich lange genug, um genau zu wissen, wann bei mir etwas herauszukitzeln ist, das ich ihm noch nicht gegeben habe. Er bearbeitet mich so lange, bis er es bekommt. Das macht nicht immer Spaß, aber am Ende kann ich nach so einer Scott-Hendricks-Bearbeitung Platz nehmen, mir das Ganze im Studio noch mal anhören und dann weiß ich: OK, genau so muss es sein. Es hat sich gelohnt, den Song drei Stunden lang wieder und wieder zu singen.”

Studioszenen wie diese haben Trace Adkins die Reputation eines hart arbeitenden Musikers eingetragen. Mit seiner Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Hartnäckigkeit hat er inzwischen einen beachtlichen Songkatalog aufgebaut. Einige Paradebeispiele dieses Arbeitsethos gibt es nun auf “Honky Tonk Badonkadonk” zu hören. Blue collar music at its best.
Mai 2006