Van Morrison | Musik | Into The Music

Es wäre müßig, ein weiteres Mal über die Wandlungsfähigkeit des Iren zu schwadronieren. Oder Van Morrisons Fähigkeiten zu loben, die Hörerschaft authentisch in seine Gefühlswelt blicken zu lassen. Und dennoch kommt man in einer Rezension des 1979 erschienenen “Into The Music” nicht ganz umher, wieder auf diese Interpretationsmuster zurückzufallen. Denn dieses Album zeigt nach dem als eher harmlos empfundenen “Wavelength” einen Künstler, der sich ganz selbstverständlich aus dem Sumpf mediokrer Kritiken freispielt. Und er tut ausgerechnet, indem er sich in seinen Lyrics einem Thema zuwendet, das nicht nur Ende der Siebziger für viele Popmusik-Fans eine No-Go-Area war: dem Christentum. “Like a full force gale / I was lifted up again / I was lifted again by the Lord” singt er gleich im zweiten Song “Full Force Gale”, einem fiedelbetriebenen, bläsergeschmücktem Popsong mit gospelinspirierten Chorgesang im Refrain. Dass dieser trotz allem nicht predigend gerät, liegt an der optimistischen Grundstimmung des Songs, eine Stimmung, die sich durch das gesamte Album zieht. Auch “Rolling Hills” huldigt sozusagen dem Herrn. “Among the rolling hills I live my life in Him”, heißt es dort, und wieder nimmt man es ihm nicht übel, weil das Folkflair der Geigen und der unpeinliche Schunkelrhythmus dieses große Thema wunderbar zwanglos angehen. Van Morrison weiß also noch immer, dass er nicht auf die Kanzel sondern auf die Bühne gehört. Und, wer hätte je daran gezweifelt: Auch eine irdische Muse inspirierte ihn zu diesem vertonten Optimismus. Sie hört auf den in diesem Kontext passenden Namen Angelou. “When you came up to me that day / And I listened to your story / it reminded me so much of myself”, singt er, wenn er nicht gerade ihren Namen singt, mit diesem melancholisch beseelten Bluestimbre, das er wie kaum andere beherrscht. Highlight bleibt aber “And The Healing Has Begun”, die selbstbewusste Eigenverortung, wieder oben auf zu sein.