Ich habe mich ganz einfach neu erfunden
Kann man sich mit über 60 Jahren als erfolgreiche Künstlerin noch mal gänzlich neu erfinden? Wencke Myhre sagt dazu entschieden “Ja” und tritt mit dem neuen Album “Eingeliebt – Ausgeliebt” den entscheidenden Beweis an. Der neue Tonträger ist ein in vier Jahren harter Arbeit entstandenes sehr persönliches Opus, das von Tiefgang bis Selbstironie Alles zu bieten hat, was ein brillantes Album auszeichnet. Mit anderen Worten “Eingeliebt – Ausgeliebt” ist das stärkste und authentischste Werk, das Wencke Myhre bis heute eingesungen hat. Das Album überrascht, berührt und verzaubert in jeder Hinsicht und malt uns ein ganz neues Bild dieser außergewöhnlichen Sängerin und Entertainerin.
Ich fühle, dass ich gelandet bin…
Spricht man mit Wencke über die Aufnahmen im Studio glänzen ihre Augen. “Wir konnten ganz ohne Druck arbeiten. Vier Jahre haben Rudolf Müssig, Christoph Leis-Bendorff und ich an dem Album gearbeitet. Ich bin immer mal wieder nach Hamburg geflogen und habe teilweise sogar bei Rudolf zu Hause gewohnt. So haben wir drei oft abends im Garten zusammen gesessen und bei einem Wein, die Texte ausgeheckt und über die Arrangements der Songs geredet. Nur so konnten Songs entstehen, die diese Nähe zu mir und meinem Leben haben.” Die Songs wie die Produktion sind ausgefeilt und überzeugen auf höchstem Niveau.
Der Leitfaden zur Entstehung des Albums heißt Spaß und Neugier. Von fixen Schlusspunkten will Wencke nichts wissen: “Die Magie des neuen Albums heißt Neugier. Ich fühle, dass ich gelandet bin. Ich bin aber noch lange nicht am Ziel. Ich fühle gerade jetzt in meinem Leben diese positive Energie, die sich auch in den Songs wieder findet.”
Songs so bunt wie das pralle Leben
“Ich bin ein musikalischer Allesfresser”, frotzelt Wencke über sich selbst. “Ich singe Schlager, Popsongs, Kirchenlieder, Jazz und auch Kinderlieder, im Grunde alles was ich gut finde. Das Genre ist mir völlig egal.” Und so ist musikalische Vielseitigkeit Trumpf auf “Eingeliebt – Ausgeliebt”. Hochwertige Schlager, Popsongs, Swingnummern, emotional packende Balladen und Chansons machen den Tonträger so bunt wie das pralle Leben. Textlich geht es in erster Linie um die Erfassung der persönlichen Wirklichkeit, um Geschichten des Alltags, die auch schon mal etwas frivol sein dürfen und auch um bewegende Emotionen, wie in der Ballade “Papa, lass mich los”, die ihre Gefühle zum Tod ihres geliebten Vaters beschreibt. “Wenn man genau hinhört, vernimmt man, dass bei diesem Lied meine Stimme leicht kippt”, verrät Wencke. “Der Song berührte mich von Anfang an sehr und auch beim Einsingen kamen mir die Tränen. Die einfühlsamen Streicherarrangements meines Lebenspartners Anders Eljas tragen ihr Übriges zur unglaublichen Emotionalität dieser großen Ballade bei.”
Es gibt wirklich keinen einzigen schwachen Titel auf dem Album. Alle Songs haben ihre eigene persönliche Note, regen zum Schmunzeln an, fesseln und berühren. Alle nur denkbaren Gefühlsmomente schwingen in den Liedern mit. Das beginnt mit der ersten Single, dem Titelsong “Eingeliebt – Ausgeliebt”, der sich mit viel Humor und zündendem Wortwitz gescheiterten Beziehungen widmet. “Hab ihn missioniert kultiviert, als Mann perfektioniert, doch kaum hatte ich ihn richtig eingeliebt, hast du ihn mir einfach ausgeliebt”. Dumm gelaufen, aber so passiert es immer wieder. “Komm zu Bett” hat ebenfalls eine humorig-frivole Note, denn auch Sex ist für Wencke Myhre kein Tabu- sondern ein Lustthema. "Grundsätzlich ist es doch eine Schande, wenn man sein Leben durch so genannte gesellschaftliche Zwänge beschränkt. Ich kenne viele Menschen, die sind durch das Älterwerden geradezu in Depressionen verfallen. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich sehe immer das Positive und nutze jede Chance. “Komm zu Bett” kennt keine Umwege. Es sagt grade heraus: So ist das Leben, komm in die Kiste". Und überhaupt, gerade Männer spielen in Wenckes Betrachtung der Welt eine große Rolle. Speziell der jazzige, swingende Song “Mann, Mann, Mann, Mann…” betrachtet Männer und ihre Marotten mit bittersüßer Ironie: “Oh Mann, Mann, Mann, Mann, wie Mann sich wichtig machen kann, Mann, Mann, Mann, Mann, ohne sie geht scheinbar nichts voran”. Doch am Ende kommt es zum versöhnlichen “myhrischen” Ausklang: “Doch Mann-che die sind klug, lassen sich von Fraun gern Mann-övriern, so kann man miteinander existiern”.
Und wenn die Welt auch noch so dunkel ist, zünd ich doch noch ein Lichtlein an
Wencke Myhre ist ein Phänomen. Sie verströmt eine Aura des positiven, lebensfrohen Denkens. Sie gibt immer alles, manchmal – wie ein Song des Albums betont – sogar einen “Schuss zuviel”. Ihre Songs sprechen da für sich: “Die Welt ist schön” oder wie sie sagt: “Und wenn die Welt auch noch so dunkel ist, zünd ich doch ein Lichtlein an”. Das alles macht Wencke Myhre zu einer wichtigen Institution im Showgeschäft. Sie steht für das Positive, das Lebensfrohe und das Gute im Menschen. Das Wencke Myhre auch in die Tiefen ihrer Seele zu blicken versteht, tut dem lebensfrohen Image der Künstlerin keinen Abbruch, sondern betont, dass in jedem Komiker auch ein Tragiker steckt. Und ehrlich gesagt, nichts kommt dem wahren Leben näher als eine subtile Betrachtung der tragischen wie komischen Facetten. Das Album “Eingeliebt – Ausgeliebt” lässt nichts aus, weder musikalisch noch inhaltlich. Das Motto ist “Ich will vom Leben singen” und dieses Leitmotiv findet sich auf diesem exzellenten Tonträger in jedem Wort und in jeder Note. “Eingeliebt – Ausgeliebt” ist ein großes Werk einer großen Künstlerin!
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