Romantiker gibt es in der zeitgenössischen Rhythm’n’Blues-Szene viele. Doch kaum einer von ihnen besitzt eine so sanfte und einschmeichelnde Stimme wie Will Downing, der zurecht als direkter Abkömmling von Soul-Legenden wie Luther Vandross und Barry White gehandelt wird.
1963 in Brooklyn/New York geboren, besuchte Downing die Erasmus Hall High School, an der zuvor schon die Sängerinnen Barbra Streisand und Stephanie Mills sowie Produzentenlegende Clive Davis studiert hatten. Zu Downings Jahrgangskollegen zählte u.a. der spätere Motown-Präsident und Erykah-Badu-Entdecker Kedar Massenburg, der auch als Erfinder des Begriffs “NeoSoul” gilt. Nach einem Besuch der Virginia Union University in Richmond/Virginia kehrte Will Downing Mitte der 80er Jahre nach New York zurück, um sich in der dortigen Studiomusikszene seine ersten Sporen zu verdienen. Als Background-Sänger oder Duo-Partner arbeitete er in den folgenden Jahren – und selbst noch nach Beginn seiner Solokarriere – u.a. mit Dionne Warwick, Kool & The Gang, Regina Belle, Mica Paris, Stephanie Mills, Jonathan Butler, Rachelle Ferrell, Billy Joel und Billy Ocean. Auch auf Club-Produktionen des HipHop-Pioniers Arthur Baker wirkte er mehrfach mit.
Baker war es dann auch, der 1988 Will Downing titelloses Solodebütalbum für das Label 4th & B’Way, einen Ableger von Island Records, produzierte. Das Album, auf dem als Gast der legendäre Soul-Jazz-Tenorsaxophonist Stanley Turrentine mitwirkte, ließ die Musikwelt gleich aufhorchen. Die absoluten Highlights des Albums, das ihm in Großbritannien umgehend eine Goldene Schallplatte einbrachte, waren eine Dance-Version des spirituellen John-Coltrane-Klassikers “A Love Supreme” und eine einfühlsame Interpretation des Deniece-Williams-Songs “Free”. So erwarb sich Downing schon früh den Ruf, ein exzellenter Interpret klassischen Materials zu sein.
Bei den Alben, die in den nächsten rund zwanzig Jahren folgen sollten, wechselte Will Downing immer wieder die musikalische Perspektive: mal zeigte er sich eher von seiner souligen Seite, dann wieder betont jazzig oder er brillierte mit zeitgenössischem Rhythm’n’Blues. Von Moden und Trends ließ er sich in all den Jahren nicht beeindrucken, Integrität und Authentizität waren ihm stets wichtiger. Eine Konstante waren auf den Alben seine Interpretationen von Klassikern wie Paul Davis' “I Go Crazy”, Angela Bofills “I Try”, “Stop, Look, Listen (To You Heart)” von den Stylistic, Janet Jacksons “Anything”, Ephraim Lewis’ “Drowning In Your Eyes”, Bill Withers’ “Grandma’s Hands” und Leon Russells “Superstar”. Auf seinem jüngsten Album “Classique” erweitertete er diese Liste um eigene Versionen von Marvin Gayes “Baby, I’m For Real”, Barry Whites “I’m Gonna Love You Just A Little More, Baby” und Jack Greenes “Statue Of A Fool” (a.k.a. “Name It After Me”).
Downings Diskographie umfaßt heute neben dem Debütwerk die Alben “Come Together As One” (1989), “A Dream Fulfilled” (1991), “Love’s The Place To Be” (1993), “Moods” (1995), “Invitation Only” (1997), “Pleasures Of The Night” (1998), “All The Man You Need” (2000), “Sensual Journey” (2002), “Emotions” (2003), “Christmas, Love, And You” (2004), “Soul Symphony” (2005), “After Tonight” (2007) und “Classique” (2009).
“All The Man You Need” wurde in der Kategorie “Bestes traditionelles Rhythm’n’Blues-Album” für einen Grammy nominiert. 2002 erhielt Will Downing den International Association of African-American Music Diamond Award.