Wirklich Großes kann manchmal erst dann entstehen, wenn man vor einem massiven Scherbenhaufen steht: So ging’s zumindest dem Multiinstrumentalisten Simon Katz und dem Sänger Sam Martin, als sie sich daran machten, diejenigen Songs zu schreiben, die schließlich auf ihrer gleichnamigen EP als “Youngblood Hawke” landen sollten. Die beiden Songwriter, die inzwischen auch ihr Debütalbum aufgenommen haben, waren mit ihrer einstigen Band Iglu & Hartly schlagartig weltbekannt geworden. Doch nach ihrem gefeierten Auftritt beim Coachella-Festival 2010 war Schluss: Iglu & Hartly lösten sich auf, weil die kreativen Differenzen einfach zu groß waren…
“Innerhalb von nur zwei Jahren war alles in die Brüche gegangen: Erst der massive Erfolg, und dann standen wir plötzlich mit leeren Händen da”, erinnert sich Katz. “Die Richtung, die wir mit der Band eingeschlagen hatten, gefiel uns nicht, und wir wollten unbedingt etwas anderes machen – etwas Persönlicheres. Also blieb uns nur der Neuanfang. Wir setzten schließlich alles auf eine Karte und hofften, dass die Rechnung aufgeht.”
Und so verbrachten die beiden Freunde aus Kindertagen ab 2010 viel Zeit in jenem kleinen Studio, das sich Katz in Los Angeles eingerichtet hatte; und siehe da: Die Sessions (ohne Air-Condition) brachten schon bald über 100 Songideen hervor – und wichtiger noch, einen vollkommen neuen musikalischen Ansatz. “Wir haben uns also nicht hingesetzt und uns gesagt ‘Wir machen jetzt mal eine neue Band’”, berichtet der Sänger. “Stattdessen waren diese Sessions eher ein nötiges Ventil, um unseren Gefühlen in dieser schwierigen Situation Ausdruck zu verleihen. Es ging quasi gar nicht anders, und von einem konkreten Plan waren wir meilenweit entfernt.”
Doch wer so optimistisch-eingängige Hymnen schreibt, wie diese zwei Herren, braucht wohl auch keinen Plan: Anfang 2011 veröffentlichten sie erste Tracks und traten bereits in L.A. und Umgebung auf. Und schon bald standen sie – unterstützt von Katz' altem Freund Tasso (Gitarre), Backup-Sängerin und Percussion-Spielerin Alice und Nik, einst Tourschlagzeuger von Iglu & Hartly – auch wieder auf der Bühne des legendären Roxy in West Hollywood…
Danach ging alles Schlag auf Schlag: Die Sache mit der neuen Band sprach sich in Windeseile rum, und im Satellite in Silverlake spielten sie schon bald diverse ausverkaufte Shows hintereinander. Nachdem sie dann bei Universal Republic unterzeichnet hatten, stand ihrer ersten EP auch nichts mehr im Wege: Die in den USA letzten Sommer veröffentlichte 5-Track-EP war nur der Vorgeschmack auf ihr kommendes Debütalbum “Wake Up”.
Niemand kann den Sound von Youngblood Hawke so treffend beschreiben wie Sam Martin: “Da kommen ganz unterschiedliche Dinge zusammen: Pop, Rock, Indie, Dance, und sogar ein bisschen HipHop.”
Wie ansteckend diese Mischung klingt, beweisen sie mit der Single “We Come Running” – zugleich eine Art Mission Statement und kollektives Motto der Band: “Ja, der Titel ist in der Tat an uns selbst gerichtet: Wir wollen uns damit anspornen und sagen gewissermaßen, dass wir nur hart arbeiten müssen, dann werden die Leute uns schon hören, wenn wir angestürmt kommen. Frei nach dem Motto: Das hier ist unsere nächste große Chance!”
Allein der Name, den sie für ihr neues Projekt ausgewählt haben – entliehen aus dem gleichnamigen Roman von Herman Wouk –, spricht Bände: “Ich war gerade auf der Suche nach einem neuen Roman, nach Lesestoff”, erinnert sich Martin, “und dann rief mein Vater bei mir an und erzählte mir: ‘Das Lieblingsbuch deines Onkels ist übrigens Youngblood Hawke.’ Ich war ab der ersten Seite angefixt: Der Roman handelt von einem Jungen aus den Bergen von Kentucky, der Autor werden will und deshalb nach New York geht. Simon und ich sind auch von Colorado, wo wir aufs College gegangen sind, nach L.A. gezogen und haben unser Glück in dieser verrückten Kreativlandschaft gesucht. Die Geschichte spiegelt wirklich sehr gut unsere Erfahrungen wider, weil sie auch von einem Künstler erzählt, der versucht, seinen Weg zu gehen.”
Ihr kommendes Debütalbum “Wake Up” zeigt eindrucksvoll, wie Youngblood Hawke ihren Weg gehen: “Ganz oben zu sein, aber auch ganz unten – wir haben beides schon kennen gelernt”, meint Katz abschließend. “Mal läuft’s richtig mies, aber dann wendet sich das Blatt wieder zum Guten. Um dieses Thema drehen sich auch unsere Songs: Sie handeln davon, nie die Hoffnung aufzugeben und es gleich noch einmal zu probieren.”