Vor einem Jahr starb der französische Avantgarde-Komponist
Pierre Boulez. Er hatte die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt wie kein anderer zeitgenössischer Komponist. Unerbittlich für die Kunst einstehend, war der mutige Mann keinem Konflikt aus dem Weg gegangen. Seine Frage lautete: Was ist wirklich neu? Welche Musik verdient es, als eine künstlerische Innovation bezeichnet zu werden? Wenn es hierum ging, dann kannte der unermüdlich fortschreitende Komponist kein Pardon.
Langjährige Wegbegleiter: Daniel Barenboim und Pierre Boulez
Jegliche Art von Nostalgie war ihm fremd. Es galt, etwas Neues zu wagen. Und dies nicht nur behauptet, sondern auch getan zu haben, dafür steht der Name Pierre Boulez. Seine ungeheuer lebhafte, vor Energie geradezu überfließende Klangkunst harrt allerdings noch der Entdeckung. Und wer, wenn nicht
Daniel Barenboim, wäre der Richtige, den Weg hierfür zu bahnen. Pierre Boulez war ein jahrzehntelanger Wegbegleiter Daniel Barenboims, der seinem berühmten Freund jetzt eine eigene Veröffentlichung widmet.
Elektrisierender Vorabtrack: Mémoriale
“Hommage à Boulez” erscheint am 3. März. Das Doppelalbum wird Schlüsselwerke des französischen Komponisten enthalten, darunter das von Boulez selbst dirigierte Le marteau sans maître sowie das von Barenboim hochgeschätzte, bei den BBC Proms 2012 aufgenommene Dérive 2. Vorbestellungsstart des neuen Albums ist am 10. Februar. Dann steht den Hörerinnen und Hörern als Vorabtrack zum Stream und Download bereits Mémoriale zur Verfügung: eine flirrende, fast rauschhafte Querflötenmeditation, die der Tel Aviver Meisterflötist Guy Eshed unter der Begleitung des West-Eastern Divan Orchestra hochvirtuos zum Besten gibt.
Ersehnter Augenblick: Eröffnung des Pierre Boulez Saals
Fast zeitgleich zum Erscheinen des neuen Albums wartet Daniel Barenboim am 4. März mit einem ganz besonderen Ereignis auf: der Eröffnung des Pierre Boulez Saals. Der israelisch-argentinische Dirigent knüpft große Hoffnungen an den Berliner Kammermusiksaal, der der Barenboim-Said Akademie in der Französischen Straße eingegliedert ist. “Diese Halle wird eine eigene Persönlichkeit ausprägen”, so Barenboim. Der Ort soll, genau wie sein Namenspatron, Offenherzigkeit, Experimentierfreude und Interesse an jungen Leuten repräsentieren.