Sie sind neben Albert und Emil Mangelsdorff das bekannteste Brüderpaar des deutschen Jazz und bringen zusammen rund 120 Jahre Spielerfahrung auf die Waage. Dass sich Rolf und Joachim Kühn um den Jazz in Deutschland wie nur wenige andere Musiker verdient gemacht haben, steht außer Frage. Auch wenn sie weniger “bodenständig” als die Mangeldorffs waren und einen nicht unerheblichen Teil ihrer Karrieren im Ausland verbracht haben.
Der 1929 in Köln geborene Klarinettist Rolf Kühn lebte zwischen 1956 und 1962 in den USA, um sich dort mit den Besten der Besten zu messen, kehrte dann aber nach Deutschland zurück. Der 1944 in Leipzig zur Welt gekommene Pianist Joachim Kühn verließ seiner Heimat 1968, lebte erst in Frankreich, dann in den USA und pendelt heute zwischen Paris und Ibiza hin und her. Beide haben sich nie auf ihren (reichlich eingesammelten) Lorbeeren ausgeruht, sondern immer neue musikalische Herausforderungen gesucht. Schon 2011 wurden sie zusammen für ihre beachtlichen Lebenswerke mit dem ECHO Jazz Award ausgezeichnet.
Im darauffolgenden Jahr veröffentlichten sie auf Impulse! Records das gemeinsame Album “
Lifelines”, das in die Bestenliste des Preis der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen wurde. Auf dem mit Bassist
John Patitucci und Drummer
Brian Blade eingespielten Album zogen sie eine Art musikalische Lebensbilanz und knüpften zugleich an das Album „
Impressions Of New York" an, das sie 1967 mit Bassist
Jimmy Garrison und Schlagzeuger
Aldo Romano ebenfalls – als erste deutsche Musiker! – für das legendäre
Coltrane-Label aufgenommen hatten.
Jetzt werden Rolf und Joachim Kühn am 12. Juli zum Auftakt des jazzopen-Festivals in Stuttgart mit der German Jazz Trophy 2018 erneut für ihre Lebenswerke geehrt. In der Begründung der Jury heißt es: “Auch wenn sich die Lebenswege der Brüder zeitweilig trennten, kam es doch immer wieder zu fruchtbaren Begegnungen zwischen Rolf Kühn und seinem 15 Jahre jüngeren Bruder Joachim. In ihren außergewöhnlichen Karrieren spiegelt sich die deutsche und internationale Jazzentwicklung in besonderem Maße wieder.”
Im Anschluss an die Preisverleihung wird man Rolf und Joachim Kühn dann natürlich auch im Duo hören können. Und da das jazzopen-Festival 2018 sein 25-jähriges Jubiläum feiert, ist das
Programm mit besonders vielen Konzert-Highlights gespickt: auftreten werden an den elf Tagen im Juli u.a.
Jason Moran and The Bandwagon (12.07.),
Gregory Porter und
Indra Rios-Moore (13.07.),
Stanley Clarke (14.07.) sowie
GoGo Penguin und
Marcus Miller (17.07.).