Im Rahmen einer dreiteiligen Artikel-Serie präsentieren wir Ihnen, nach Themen sortiert, die herausragenden Alben des Jahres. Hier und in den nächsten beiden KlassikAkzente-Newslettern wollen wir noch einmal beleuchten, was uns 2012 in der klassischen Musik bewegt, begeistert und zum diskutieren angeregt hat.
Die abgebildete Zusammenstellung
„Eine Klassik für Sich“ bietet übrigens auf einem Album einen akustischen Überblick über die im folgenden Text vorgestellten Aufnahmen.
Neue Richtungen der Klassik Hinsichtlich der Eroberung neuer Klangwelten durch klassische Musik und Musiker hat sich im Jahr 2012 so viel Aufregendes getan wie lange nicht. Das herausragende Werk und „eines der besten Alben des Jahres“ (ZEIT online) gelang dabei dem in Deutschland bisher hauptsächlich als Filmmusikkomponist bekannt gewordenen Briten
Max Richter: Seine
Neukomposition von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zeichnet sich durch die endlich einmal stimmige Verbindung klassischer Orchestermusik mit elektronischen Ambient-Elementen aus. Das funktioniert ebenso als bestens informierte Hommage an das Original wie auch als inhaltlich sinnvolle und klanglich sehr verführerisch geratene Weiterentwicklung des Ausgangsmaterials. So ist
Vivaldi – Recomposed by Max Richter (481 0044) denn auch gerade dabei, sich eine weltweite Fangemeinde zu erobern. Ähnlich mitreißend, aber deutlich avantgardistischer betätigten sich die Violinistin
Hilary Hahn und Hauschka, der „Meister des präparierten Pianos“ im Spannungsfeld zwischen klassischer Musik und freier Improvisation. Ihr gemeinsames Album
SILFRA (479 0303) entstand als Summe einer jahrelangen experimentellen Zusammenarbeit.
Ein Konzeptalbum par excellence ist
Francesco Tristanos neuestes Opus
LONG WALK (476 5003) geworden. Mittels Musik von Bach, Buxtehude sowie eigener Kompositionen setzt sich der auch in der Technoszene international anerkannte Pianist mit dem im wörtlichen Sinne „langen Weg“ auseinander, den Bach seinerzeit unternahm, um seinem Vorbild Buxtehude lauschen zu können. Weitere bemerkenswerte Veröffentlichungen, die 2012 einen Brückenschlag von der Klassik zum Rest der musikalischen Welt unternahmen:
Tori Amos’ klassische Interpretationen ihrer berühmtesten Songs (GOLD DUST, 477 9427) sowie
FOLK TUNES (476 5015) der
„klassischen Band“ SPARK, die in außergewöhnlicher Besetzung mit Blockflöten + Klaviertrio ungemein dynamische und dabei sehr zeitgemäße Varianten weltbekannter und unbekannter Folksmusikthemen erarbeitet hat.
Legenden Das Jahr 2012 markierte den 100. Geburtstag des großen Dirigenten
Sir Georg Solti, 2013 steht uns der 200. Geburtstag Richard Wagners ins Haus. Ein besserer Zeitpunkt für die Veröffentlichung der ultimativen Ausgabe des bis heute Referenzstatus genießenden
„Solti-Rings“ als in diesem Herbst ist kaum vorstellbar – und DECCA hat die Fans der „großartigsten Aufnahme aller Zeiten“ (BBC Music Magazine) nicht enttäuscht: Die massive Box mit edler Kupferprägung, das Faksimile einer von Sir Georg Solti mit Anmerkungen versehenen Partitur sowie die vollständige Musik in nativem 24-bit PCM Stereo auf einer Blu-ray Audio sind nur einige der Besonderheiten dieser Deluxe- Edition. „Danke Dietrich Fischer-Dieskau, deine Musik wird für immer bei uns sein“!
Rolando Villazón brachte bei der diesjährigen ECHO-Klassik-Verleihung in Berlin auf den Punkt, was zahllose Klassikfans (und nicht nur sie) in aller Welt dachten und fühlten, als sie im Frühsommer dieses Jahres die Nachricht erreichte, dass der Jahrhundert-Bariton im Alter von fast 87 Jahren verstorben war. Mit über 400 Schallplattenaufnahmen gilt Fischer-Dieskau, neben Herbert von Karajan, als der aktivste Schallplattenkünstler des 20. Jahrhunderts. Ein Großteil dieses Repertoires entstand für Deutsche Grammophon, die die Höhepunkte seines Schaffens auf 23 CDs und 2 Bonus-DVDs zusammengefasst hat.
Dietrich Fischer-Dieskau war fürwahr the VOICE OF THE CENTURY (479 0780).
Weitere Höhepunkte in Sachen stilvoller Präsentation der gloriosen Vergangenheit von DGG, DECCA und Philips: Wilhelm Kempff, Die kompletten Solo-Aufnahmen (479 0014) und Claudio Arrau, Sämtliche Mozart-Sonaten (480 6026).