Sommer 2005. Salzburg im Ausnahmezustand. An der Seite von Startenor Rolando Villazon gibt Weltklasse-Sopran Anna Netrebko die Violetta Valery in Verdis “La Traviata”. Die sieben Vorstellungen mit den Wiener Philharmonikern unter Carlo Rizzi sind achtfach überbucht. Der Schwarzmarkt verlangt 2700 Euro für ein Ticket. Die Festspiele und ihr Publikum stehen Kopf. Die Oper lässt ihre Nische hinter sich – und erobert zur besten Sendezeit das Abendprogramm des Fernsehens. Alles nur eine Frage der Publicity, die das neue Traumpaar der Klassik fast magisch auf sich zieht? Nein, wie die zweistündige DVD-Fassung dieser “Traviata” zeigt. Gerade die gesanglichen Leistungen rechtfertigen den Hype, der das Salzburger Ereignis damals begleitet. Selbst die gestrenge FAZ lobt nach der Premiere Anna Netrebkos “unverwechselbar dunkles, gutturales Timbre”, schätzt Rolando Villazons “glanzvolles und wandlungsfähiges Belkanto-Organ” und sieht den “stimmgewaltigen Bariton” Thomas Hampson in der dritten Hauptpartie von Verdis Meisterwerk “geradezu ideal besetzt”. Willy Deckers zurückhaltende Inszenierung trägt der Strahlkraft seiner Protagonisten Rechnung. Ein zeitloses Bühnenbild. Sparsam möbliert. Monochrom ausgeleuchtet. Alles ist zugeschnitten auf die Stars des Abends – und damit auf das Wesentliche: Drei große Stimmen in einem der populärsten Werke des Genres. Das ist der Stoff, aus dem die stehenden Ovationen sind. In jenen denkwürdigen Augusttagen im Salzburger Festspielhaus wollten sie zurecht kein Ende mehr nehmen.