Auf dem Programm stehen Alben des Schweizer Komponisten und Oboisten Heinz Holliger, der russischen Pianistin Anna Gourari und des Schweizer Klarinettisten Reto Bieri mit dem finnischen Streichquartett Meta 4.
Musikalische Zwiesprache: Heinz Holliger und György Kurtág
Als musikalischen Dialog zweier Seelenverwandter muss man sich das neue Album von Heinz Holliger vorstellen. Es erscheint zum 80. Geburtstag des renommierten Komponisten und legt den Schwerpunkt auf Werke für die Oboe, die Holliger selbst und der ungarische Komponist György Kurtág verfasst haben. Beide Komponisten schöpfen gern aus Quellen der Musikgeschichte, widmen ihre Werke oft Freunden oder Kollegen und schätzen die Miniatur. “Wir komponieren auf dieselbe Weise”, fasste György Kurtág gegenüber Heinz Holliger seine Hör-Eindrücke von den Aufnahmen des gemeinsamen Projekts zusammen.
Das Album, auf dem auch die Stimme des großen Schweizer Avantgarde-Dichters Philippe Jaccottet zu hören sein wird, der Holliger maßgeblich zu seiner Sequenz “Airs” (2015/6) inspiriert hat, kommt am 24. Mai 2019 in den Handel. Vorbestellungsstart ist am 26. April 2019. Dann lockt als Vorabtrack zum Download und Streamen bereits Kurtágs lyrisch-meditatives “Rozsnyai Ilona in memoriam”, dem sich Heinz Holliger auf der Oboe äußerst diskret und detailfreudig nähert.
Berührungspunkte der Künste: Anna Gourari
Einen breiten Bogen spannt die russische Pianistin Anna Gourari auf ihrem dritten ECM-Album, das avantgardistische Klavierwerke von Alfred Schnittke, Giya Kancheli, Rodion Shchedrin, Arvo Pärt und Wolfgang Rihm mit Vivaldi- und Marcello-Transkriptionen von Johann Sebastian Bach kombiniert. Dabei erschöpft sich Gouraris pianistische Entdeckungsreise nicht in musikalischen Affinitäten. “Elusive Affinity”, so der Titel des Albums, zieht auch Verbindungslinien zwischen Musik, Wissenschaft und Poesie: Wolfgang Rihm würdigte mit seiner Folge “Tombeaux, Zwiesprache” (1999) nicht nur den Dirigenten Paul Sacher, sondern auch die Musikwissenschaftler Alfred Schlee und Hans Heinrich Eggebrecht und den Kunstsoziologen Hermann Wiesler, so dass die Wissenschaft quasi mitklingt in seiner Komposition, und Alfred Schnittke hat sich bei seinen “Fünf Aphorismen” (1990) maßgeblich von der Poesie seines Freundes Joseph Brodsky inspirieren lassen.
Das Album von Anna Gourari ist für den 24. Mai 2019 angekündigt. Vorbestellungsstart ist am 26. April 2019. Dann kann man sich mit Bachs elegischem Adagio aus dem “Concerto in d-Moll” (BWV 974) bereits auf Gouraris neueste Veröffentlichung einstimmen.
Der Reiz des Verklingens: Reto Bieri und Meta 4
Dem Phänomen des allmählichen Verklingens von Musik geht der Schweizer Klarinettist Reto Bieri in seinem neuen Album nach. Im Zentrum seines Aufnahmeprojekts, das er gemeinsam mit dem finnischen Streichquartett Meta 4 verwirklicht hat, steht ein spätes Klarinettenquintett von Johannes Brahms. Das Werk verströmt eine stark endhafte Stimmung, wie sie in anderer Gestalt auch in Gérards Pessons “Nebenstück” (1998) aufkommt, das atmosphärische Essenzen aus einer melancholischen Brahms-Ballade zu destillieren sucht. Eine noch flüchtigere Form des Verklingens, der Bieri bereits in seinem ersten ECM-Album nachgegangen ist und der er sich nun erneut widmet, verspricht Salvatore Sciarrinos “Let Me Die Before I Wake” (1982) für Klarinette solo.
Das neue Album von Reto Bieri erscheint am 10. Mai 2019. Einen Vorgeschmack bietet das bereits online gestellte, sanft wogende Andantino aus Brahms’ Klarinettenquintett in h-Moll (op. 115).
Die Vorabtracks werden bei allen Streaming-Diensten und den Downloadportalen bereitgestellt.