Literatur und Sprache spielen im künstlerischen Selbstverständnis von Heinz Holliger eine Schlüsselrolle. “Für mich ist Sprache, sind Worte die andere Hälfte meiner Persönlichkeit”, so der Schweizer Komponist und Oboist in einem gerade erschienenen Videobeitrag, der um seine jüngste Annäherung an den Dichter Philippe Jaccottet kreist. Heinz Holliger setzt sich auf seinem neuen Album “Zwiegespräche”, das am 24. Mai 2019 beim Münchener Label ECM New Series erschienen ist, mit sieben Gedichten von Philippe Jaccottet auseinander. Der Dichter hat die poetischen Miniaturen aus seinem 1967 bei Gallimard herausgekommenen Gedichtband “Airs. Poèmes 1961–1964” eigens für Heinz Holliger eingelesen. Auf die Rezitation jedes einzelnen Gedichts folgen auf dem Album atmosphärisch dichte Kompositionen von Heinz Holliger für Oboe und Englischhorn.
In seinem aktuellen Video erläutert der Komponist sein musikalisches Konzept im Umgang mit Sprache und betont den nicht-illustrativen Charakter seiner Auseinandersetzung mit Philippe Jaccottet. Es gehe eher um “die Formung einer Einheit von Wort und Klang”, so Holliger, der sich von der “spirituellen Stimme” des Dichters und der beinahe “schwerelosen” Lektüre seiner Gedichte beeindruckt zeigt.
Ein Netz künstlerischer Beziehungen
Das Video über Philippe Jaccottet ist das dritte in einer Folge von filmischen Beiträgen, in denen der Komponist Auskunft über das Konzept seines neuen Albums “Zwiegespräche” erteilt. Das Album ist aus Anlass des 80. Geburtstags von Heinz Holliger am 21. Mai 2019 erschienen. Es breitet ein Netz künstlerischer Beziehungen aus, in denen Heinz Holliger sich bewegt. Neben Jaccottets Rezitationen enthält das Album Werke von Heinz Holliger selbst und Kompositionen seines musikalischen Freundes, des ungarischen Komponisten György Kurtág.
Im ersten Video verleiht Holliger seiner Bewunderung für das Werk von György Kurtág Ausdruck und stellt die Idee der Klangrede, des rhetorischen Komponierens als ein gemeinsames musikalisches Ideal der beiden Tonschöpfer heraus. Im zweiten Video behandelt er den konkreten musikalischen Dialog mit György Kurtág, wie er ihn auf seinem neuen Album verwirklicht sieht. Im aktuellen Video denkt er über Musik und Sprache nach, über seine Annäherung an Jaccottets Dichtkunst und sein Zusammenspiel mit der Oboistin Marie-Lise Schüpbach: