For Clara, das jüngste Album von Hélène Grimaud, bringt Werke von Schumann und Brahms zu Gehör, die von Clara Schumann inspiriert wurden. Es erschien im September des letzten Jahres und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. »Die schimmernde Poesie ist durch eine viel dunklere, nach innen gekehrtere Sicht ersetzt«, schrieb Diapason, »sie wird von einem kraftvollen Lyrismus, ja sogar einer gewissen Gewalt getragen – als ob die deutsche Romantik der Pianistin im Laufe der Zeit eine Wahrheit offenbart hat, die nicht auf Zärtlichkeit und Kontemplation beruht, sondern auf einem Kampf auf Leben und Tod mit sich selbst.«
Deutsche Grammophon veröffentlicht nun digital eine
erweiterte Edition der Aufnahme. Sie erscheint am
16. Februar 2024 und enthält neben Schumanns
Kreisleriana und Brahms’ Intermezzi op. 117 und Liedern op. 32 (mit dem Bariton Konstantin Krimmel) Schumanns Klavierkonzert. Dessen Darbietung mit der
Camerata Salzburg wurde 2022 live in der Elbphilharmonie mitgeschnitten. Der zweite Satz des Konzerts ist ab heute (
26. Januar) als Download und Stream verfügbar. Die gesamte
Hamburger Aufführung sowie Grimauds Interpretationen der
Kreisleriana und der
Brahms-Lieder (mit Krimmel) sind derzeit auf
STAGE+ zu sehen.
Die Pianistin ist auch Thema von Between the Notes, einem Dokumentarfilm, der im vergangenen Monat in New York seine Premiere feierte und 2024 sowohl auf internationalen Festivals als auch bei Amazon Prime Video gezeigt wird. Unter der Regie und Produktion von David Serero und in Zusammenarbeit mit DG zeichnet er ein Porträt von Grimauds persönlichem und künstlerischem Leben, beruflichen Erfolgen und Hürden sowie ihrem Engagement für den Tier- und Umweltschutz.
Das Klavierkonzert von Schumann ist hier in einer Kammerorchesterbesetzung zu hören. Grimaud arbeitete mit der Camerata Salzburg und ihrem Konzertmeister Giovanni Guzzo zusammen. Die Intimität ihrer Lesart wirft ein bezeichnendes Licht auf dieses Werk der Hochromantik. Es war Clara Wieck, die Robert noch vor ihrer Hochzeit 1840 ermutigt hatte, für Orchester zu schreiben, und die dann im Dezember 1845 das Konzert in Dresden zur Uraufführung brachte.
Auch für den 1838 entstandenen Klavierzyklus ist Clara entscheidend, so schrieb Robert an sie über das Werk: »Kreisleriana will ich es nennen, in denen Du und ein Gedanke von Dir die Hauptrolle spielen … da wirst Du lächeln so hold, wenn Du Dich wieder findest.« Grimaud überlässt sich im Spiel ganz der formwandlerischen Fragilität und den frappierenden Stimmungswechseln der acht Stücke, zugleich bewahrt sie einen »sicheren Sinn für deren übergreifende Architektur« (Gramophone).
Auch nach Roberts Tod im Jahr 1856 verband Brahms und Clara eine enge Freundschaft, sie währte vier weitere Dekaden. Brahms’ op. 32 mit seinen neun Liedern über Passion, Verlust, Hingabe und Desillusionierung spiegeln in gewisser Weise wohl die Gefühle des Komponisten für Clara. Grimaud und Krimmel finden in ihrer Lesart einen überzeugenden Ton: »Es war eine Freude, das musikalische Bestreben in solch müheloser Übereinstimmung zwischen Sänger und Pianistin zu erleben«, urteilt Gramophone und fügt hinzu: »Dies ist Musizieren auf sehr hohem Niveau.«
Bis zuletzt zählte für Brahms Claras Meinung, auch wenn es um Werke wie die drei Intermezzi op. 117 von 1892 ging. »Es ist inspirierend, wenn man sich vorstellt, dass die Gefühle die Wurzel des künstlerischen Schaffens sind«, sagt Hélène Grimaud und verleiht der Musik eine »entrückte, abschiednehmende Qualität«, so das BBC Music Magazine, »noch lange nach der letzten Note hallt sie im Gedächtnis nach.«