Die Besonderheit eines Ensembles erkennt man auch daran, wie es in der zeitgenössischen Musikszene unter Kollegen wahrgenommen wird. Komponisten beispielsweise hatten das Hilliard Ensemble bald als hervorragendes Medium entdeckt, um die eigenen künstlerlischen Phantasien bestmöglich umgesetzt zu bekommen. So wundert es wenig, dass sich Mitte der neunziger Jahre zahlreiche Koryphäen der aktuellen Szene mit neuen Werken an dem Programm “A Hilliard Song Book: New Music For Voces” beteiligten. Zu den großen Namen zählten unter anderem Barry Guy, Arvo Pärt, James McMillan oder auch Ivan Moody, ergänzt um Klassiker wie Morton Feldman.
Aufgenommen zwischen April 1995 und Mai 1996 sorgte das Doppelalbum nach seinem Erscheinen in Kennerkreisen für begeisterte Resonanz. “Das britische Hilliard Ensemble wagt es, verschiedene Entwicklungslinien aus mittelalterlichen, postmodernen und postminimalistischen Quellen zu verknüpfen, und schafft es, dabei Trivialiutäten zu vermeiden”, konnte man damals in der Los Angeles Times lesen. “Das Quartett agiert dabei mit einer Ehrfurcht gebietenden gemeinsamen Stimme, bereichert durch dynamische Sensibilität auf meisterhafte Art auch in den Abwandlungen, Deutungen.”
Mit diesem sehr ungewöhnlichen Programm entwickelte sich “A Hilliard Song Book” zu einer wichtigen Wegmarke in der Geschichte des Ensembles. Denn in etwa zeitgleich mit dem weltweiten Erfolg, der durch die Zusammenarbeit mit dem Saxofonisten Jan Garbarek einsetzte, dokumentierten die vielseitigen Briten unter der Ägide des visionären Produzenten Manfred Eicher, welch immenses Spektrum zeitgenössischer Gestaltungskraft sich auch jenseits des populär gewordenen “Officiums” aufmerksamen Hörern bietet. Ein Entdeckungsreise in Albumform.
In diesem Player hören Sie Stücke aus den Alben, die in unsere Jubiläums-Serie vorgestellt worden sind: