Oktober:
Trombone Shorty: Als kleines Kind in den Gumbo gefallen?
Mit einer Vielzahl von Stargästen wie Jeff Beck und Lenny Kravitz haben
Trombone Shorty & Orleans Avenue ihr neues Album
“Fror True” zu einem veritablen Kracher gemacht.
In den USA stürmten sie damit sofort Platz 1 der Contemporary Jazz Charts, in den deutschen Jazz-Charts von MediaControl schafften es die New Orleanser auf Rang 3.
Für den Riesenerfolg von Trombone Shorty fand Mauretta Heinzelmann beim NDR eine lustige Erklärung:
“Als ob er als kleines Kind in den Gumbo, den berühmten Eintopf der Südstaatenküche, gefallen wäre, so klingt der 25-jährige Posaunist, Trompeter und Sänger Trombone Shorty, mit bürgerlichem Namen Troy Andrews aus dem traditionsreichen Stadtteil Tremé in New Orleans. In den Gumbo tut man alles hinein, was man hat, es brodelt und ist scharf. Erwachsen geworden, braut Trombone Shorty einen Zaubertrank aus Jazz, Funk, Streetplay, Hip Hop, Improvisation, Funk, Soul.
Nachdem er mit ‘Backatown’ im vorigen Jahr für einen Grammy nominiert war, ging er auf Tour und spielte in eineinhalb Jahren etwa 200 Konzerte. Quintessenz ist nun dieses Studioalbum ‘For True’ – mit Stargästen wie Lenny Kravitz, der Rebirth Brass Band, den Neville Brothers, der Soulsängerin Ledisi. Allen voran die Band Orleans Avenue, Weggefährten von Trombone Shorty seit vielen Jahren, eine Working Band. […] eine enorm kraftvolle Musik, der man die Herkunft von der Straße, die Liveerfahrung und die enge Beziehung zum Publikum anhört.”
Anna Ternheim: Aus der Songwriter-Walhalla nach Nashville
Denn aufgenommen hat sie das zusammen mit Matt Sweeney (Chavez, Zwan, Skunk) produzierte Werk in Nashville mit Folk- und Rock-Urgesteinen wie Cowboy Jack Clement, Kenny Malone, Ronnie McCoury, Tim O’Brien und Dave Ferguson.
“Schwedische Sängerin trifft auf Nashville-Country-Legenden und bringt beides auf erstaunlich geschmeidige Art unter einen Songwriter Hut”, bilanziert Klaas Tigchelaar folglich in Stereoplay. “Als eine der Wegbereiterinnen der zeitgemäßen Verschmelzung von Jazz, Folk und Blues mit großem Herz und großer Stimme hat die Schwedin sowieso schon einen Platz in der nordischen Songwriter-Walhalla sicher.
Aber nachdem ihr letztes Album ‘Leaving On A Mayday’ ein wenig in träumerische Unsicherheit hinabtaumelte, überrascht Anna Ternheim nun mit einem sehr bodenständigen Einschlag. […] Das Ergebnis auf ‘The Night Visitor’ ist überraschend und vielleicht etwas, was man von Anna Ternheim nicht erwartet hätte. Leicht konservative, durchaus traditionelle Folkmusik, die aber alle (Studio-)Möglichkeiten nutzt, um ihre ausdrucksstarke Stimme und ihr improvisiertes Gitarrenspiel perfekt in Szene zu setzen. Keine Experimente diesmal, was in seiner Gesamtheit auf ‘The Night Visitor’ aber außergewöhnlich gut funktioniert.”
November:
Keith Jarrett: Meisterpianist in überbordender Spiellaune
Über zwei Jahrzehnte nach seinem ersten Soloauftritt in Brasilien kehrte
Keith Jarrett dorthin zurück, um dort sein jüngstes Piano-Soloalbum
“Rio” einzuspielen.
Und es ist, wie der selbstkritische Künstler meint, eines seiner besten! Dokumentiert ist der komplette Auftritt, den er am 11. April 2011 im ehrwürdigen Theatro Municipal in Rio de Janeiro absolvierte.
Jarrett, der in den letzten Jahren von den abendfüllenden Impovisationen abrückte und stattdessen kürzen, pointierteren Improvisationen den Vorzug gibt, glänzt hier in fünfzehn Stücken von lyrischer Intensität.
“Und er überrascht einen doch noch. Keith Jarrett, der spektakulärste Solo-Pianist der letzten Jazz-Jahrzehnte, ist hier in einer Aufnahme vom April 2011 aus dem Theatro Municipal in Rio de Janeiro zu hören”, schreibt Roland Spiegel auf der Internetseite des Bayrischen Rundfunk. “Im Booklet-Foto lächelt der Musiker entspannt über eine Espresso-Tasse hinweg. Und ganz offenbar entspricht die Stimmung auf diesem Bild derjenigen, die Jarrett an jenem Abend hatte.
Sonst einer der Übellaune-Meister des Musikbetriebs, der gern auch mal sein Publikum rüde anraunzt, präsentierte er sich hier ausgeglichen wie selten. Und diese Doppel-CD – die einfach nur ‘Rio’ heißt – lässt den Hörer einen Pianisten von überbordender Spiellaune erleben: einen Jarrett voller Intensität, dessen Gastspiel von Stück zu Stück mehr eines zum Schwelgen wurde. Und das denn auch in einer ganzen Reihe von Zugaben mündete. […] Ein Jarrett fürs Herz und für die Repeat-Funktion.”
The Puppini Sisters: Mit Glanz und Glamour durch die trüben Wintermonate
Auf ihrem neuen Album
“Hollywood” zollen die
Puppini Sisters der Musik Tribut, die einst für die große Kinoleinwand geschrieben wurde.
In ihrer unnachahmlichen Art haben sich Stephanie O’Brien, Marcella Puppini und Kate Mullins dafür über glamouröse Klassiker aus dem goldenen Zeitalter Hollyoods hergemacht.
Bei Filmfans werden diese Aufnahmen zahlreiche Erinnerungen wachrufen.
“Marcella Puppini, Stephanie O’Brien und Kate Mullins, das glamouröse Vokal-Ensemble aus London, führt uns mit Glanz und Glamour durch die trüben Wintermonate”, frohlockt Helmut Blecher in All My Music. “‘Hollywood’ und seine großen Filmmelodien haben sich The Puppini Sisters vorgenommen, die sie im Stil klassischer Swing-Ensembles, wie die Andrew Sisters, in neuen Arrangements aufgenommen haben, ohne sich zu weit von den Originalen zu entfernen.
‘Hollywood’, ihre Hommage an Film-Klassiker und Musicals wie ‘Blondinen bevorzugt’ (‘Diamonds Are A Girls Best Friend’), ‘West Side Story’ (‘I Feel Pretty’), ‘Die oberen Zehntausend’ (‘True Love’), ‘Frühstück bei Tiffany’ (‘Moon River’), ‘Girl Crazy’ (‘I Got Rhythm’) oder ‘Singing In The Rain’ (‘Good Morning’), strahlt den unwiderstehlich frischen Charme der drei munteren Grazien aus, mit dem sie sich längst auch in die Herzen der deutschen Swing-Fans gesungen haben. Neben ihrer Interpretation von zehn Hollywood-Klassikern, stammt der sich nahtlos an die Evergreens anschmiegende Titelsong aus der Feder der Puppini Sisters, die für das Album-Cover von ‘Mad Men’-Stylistin Janie Bryant stilvoll in Szene gesetzt wurden.”
Dezember:
Falk & Sons: Eine der ungewöhnlichsten Neuerscheinungen des Jahres
Es gibt wohl keinen anderen klassischen Komponisten, dessen Werke so oft und so vielgestaltig interpretiert wurden wie jene von
Johann Sebastian Bach.
Und es sind bei weitem nicht nur klassische Musiker, die Bachs Opus so durch immer neue Aufnahmen lebendig erhalten, sondern auch Jazz-, Elektro-, Rock- und Popmusiker.
Wobei sich all die Letztgenannten bei den Interpretationen naturgemäß größere Freiheiten herausnehmen.
So wie es der Düsseldorfer Pianist und Produzent
Dieter Falk tat, als er mit seinen beiden halbwüchsigen Söhnen
Max und
Paul “Celebrate Bach” aufnahm.
Das Album erntete in der Fach- und Tagespresse glänzende Kritiken. In der Welt am Sonntag verglich Kritiker Hans Hoff die Einspielungen des Düsseldorfer Trios mit denen von legendären Vorläufern wie Keith Emersons The Nice und der holländischen Band Ekseption.
Als “eine der ungewöhnlichsten Neuerscheinungen des Jahres” feierte Dana Nowak das Album im Medienmagazin PRO.
Und in der Fuldaer Zeitung meinte Anke Zimmer: “Unkonventionelle Musiker gab und gibt es zu allen Zeiten, und Johann Sebastian Bach war einer davon. Seine unsterbliche Musik einmal gewaltig umzukrempeln, ist also gar nicht mal abwegig und durchaus im Sinne des Erfinders. Dieter Falk hat sich mit seinen Söhnen Max (17) und Paul (14) an ein solches Vorhaben gemacht.”
Lulu Gainsbourg: Angenehm unaufgeregte Hommage
Mit dem Album
“From Gainsbourg To Lulu” verbeugt sich
Lulu Gainsbourg musikalisch vor seinem Vater
Serge, tritt aber zugleich auch ein wenig aus seinem Schatten.
Auf web.de stellte Erik Brandt-Höge das aufregende Projekt ausführlich vor:
“Er war die Lichtgestalt der französischen Popmusik, hat diese gefühlt sogar erfunden: Serge Gainsbourg (1928–1991). Zwischen Jazz, Chanson, Klassik und Rock schuf er Stücke für die Ewigkeit. Einige davon ließ nun sein Sohn Lulu neu interpretieren. Natürlich nicht von irgendwem. Für ‘From Gainsbourg To Lulu’ bat der 25-Jährige zahlreiche Stars aus der internationalen Film- und Musikwelt, den Liedern seines Vaters zu huldigen.Lulu agierte dabei als Pianist, arrangierte, orchestrierte, dirigierte und sang manchmal auch selbst ein paar Zeilen ein.
Aufgenommen zwischen Los Angeles, Paris und New York gelang es dem 25-jährigen Berklee-Absolventen, das Tribut-Album als modernen Rückblick zu gestalten, ohne dabei den Charme, die Verruchtheit und die Provokation zu vergessen, die Serge Gainsbourg einst auszeichneten. Zu hören sind nun unter anderem Rufus Wainwright mit ‘Je Suis Venu Te Dire Je M’en Vais’, Vanessa Paradis und Johnny Depp mit ‘La Ballade De Melody Nelson’, Iggy Pop in ‘Initials BB’, Marianne Faithfull in ‘Manon’ und Scarlett Johansson, die eine englische Version von ‘Bonnie And Clyde’ präsentiert. Um nur einige große Namen zu nennen. Es ist ein Album mit erstaunlich entschleunigender Wirkung. Nichts erscheint hier zu aufgebauscht, der tolle Mix aus Jazz und Pop plätschert ungehindert vor sich hin. Und das, obwohl hier so mancher Exzentriker den größten aller Exzentriker interpretiert. Eine angenehm unaufgeregte Hommage.”